Chronik
Arnis liegt auf einer Halbinsel in der Schlei. Bis zur Besiedelung war die Insel fast unbewohnt und zum größten Teil bewaldet. Der dänische König Erich der Pommer soll eine bis dahin existierende Landverbindung 1415 durchstochen haben, so dass Arnis eine Insel wurde. Dies blieb sie bis zur erneuten Anbindung an das Festland.
Als der Kappelner Gerichts- und Kirchenherr Detlef von Rumohr von den Einwohnern des Fleckens den Lehnseid verlangte, waren 65 Familien nicht bereit, diesen zu leisten. Weil das aber bedeutete, dass sie nicht weiter in Kappeln bleiben konnten, ersuchten sie Herzog Christian Albrecht, ihnen die Insel Arnis zur Besiedelung zu überlassen. Die abtrünnigen Kappelner Bürger bekamen die Erlaubnis, sich auf der Insel anzusiedeln. Heute befindet sich die Urkunde darüber im Landesarchiv in Schleswig.
So wurde 1667 Arnis gegründet, die Insel gerodet und planmäßig bebaut. Eines der ersten Gebäude war die Schifferkirche. Von den damals errichteten Häusern sind nur noch einige im Urzustand vorhanden, vor allem das Haus Lange Strasse 13, das aus dem Jahre 1712 stammt. Doch die Anlage des Ortes mit der Langen Strasse, die von einem Ende der Stadt zum anderen führt, und den langen, schmalen Grundstücken hinter den Häusern, die bis an die Schlei reichen, zeigt auch heute noch das Bild aus den Gründertagen.
Mehr als 100 Jahre später, im Jahre 1796, wurde wieder eine Verbindung zum Festland hergestellt, der Alte Damm wurde gebaut. Er verbindet den Kirchberg mit Grödersby. Es wird erzählt, dass der Sand zum Bau des Dammes aus Kopenhagen stammt. Er wurde nämlich von den Schiffern, die ihre Handelware dort verkauften, als Ballast mitgebracht.
Im 18. Jahrhundert war Arnis ein nicht unbedeutender Handelsort. Von hier aus wurden Waren nach Skandinavien und in den ganzen Ostseebereich verhandelt. Die Napoleonischen Kriege brachten Arnis neben einer Besetzung durch französische Truppen auch den Verlust etlicher Handelsschiffe, wovon die Stadt sich aber bis 1830 schon wieder erholte.
Den Höhepunkt seiner Bedeutung als Schifffahrtsstandort und als regionaler Marktplatz erlebte Arnis in den Jahren von 1840 bis 1870. 1860 hatte Arnis über 1000 Einwohner. 88 Schiffe war hier beheimatet.
Der Deutsch-Dänische Krieg 1864 brachte Arnis zuerst Einquartierungen dänischer Truppen und schließlich den Brückenschlag zwischen Sundsacker und Arnis durch preußische Pioniere. Mit dem Ausgang des Krieges wurde der Handel mit Skandinavien schwieriger. 1868 bauten die Arnisser einen zweiten Damm zwischen Grödersby und Arnis, den Neuen Damm. Das Land zwischen den beiden Dämmen wurde trockengelegt, ist aber auch heute noch sumpfig. Der Niedergang der Schifffahrt setzte nach1873 mit dem starken Aufkommen der Dampfschiffe in der Ostsee ein. Die Bevölkerungszahl sank. In diesen Jahren erhielt die Fischerei eine größere Bedeutung.
Anfang des 20. Jahrhunderts begannen die Arnisser, Besucher und Sommerfrischler zu werben. Ein aufwendiger Prospekt wurde gedruckt, der die Stadt bildlich in die Nähe Venedigs rückte, aber auch überaus wertvolle Informationen enthielt, wie man mit Schiff und Bahn den Ort erreichen konnte und wer Quartier zu welchen Preisen und welcher Ausstattung anbot.
1934 wurde Arnis Stadt, bis dahin hatte es die eingeschränkte Selbstverwaltung eines „Fleckens”. Arnis profitierte von einer nationalsozialistischen Änderung der Gemeindeverfassung. Zwar wurden auch in Arnis ab 1934 die Gemeindevertreter nicht mehr frei gewählt. Weil aber der Ort durch die bauliche Struktur und die von Werften und Tourismus bestimmten Wirtschaft städtische Eigenschaften aufwies, erhielt es vom preußischen Innenministerium das Stadtrecht. Durch einen glücklichen Zufall wurde der Stadt im selben Jahr das frühere „Klinckenhus“ (s.u.) von der „Matthias und Maria Hübsch Stiftung“ vermacht. Seitdem beherbergt es das Rathaus von Arnis. Heute ist Arnis die kleinste Deutschlands und zählt zu den kleinsten Städten weltweit.
Mit dem Ende des 2. Weltkrieges füllte sich die Stadt wieder, diesmal mit Flüchtlingen, so dass sie fast aus den Nähten platzte. Manche Häuser, die für eine Familie ausgelegt waren, wurden nun von zwei bis drei Familien bewohnt. Heute hat sich die Einwohnerzahl bei etwas über 300 eingependelt. Neben alteingesessenen Familien und ehemaligen Flüchtlingen sind in den letzten Jahren Familien zugezogen, die die Idylle in Schleinähe schätzen.
Historische Stätten
Der Kirchberg, auf dem die 1673 vollendete Kirche gebaut wurde, gehörte zu den Festungswerken Erichs des Pommern. Es ist aber anzunehmen, dass die Aufschüttung schon älter ist. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Wachposten aus der Wikingerzeit, der zusammen mit der auf der Schwansener Seite gelegenen Schwonsburg die freie Durchfahrt der Schiffe nach Haithabu garantieren sollte. Solche Wachposten befanden sich überall entlang der Schlei.
Die Offaquelle ist eine Süßwasserquelle, die heute in der Schlei liegt. Sie ist mit einer Sage über den König Offa verbunden. Er soll König der Angeln gewesen sein, ein junger, aber kranker Mann, der hier in der Quelle gebadet haben soll und so Gesundheit erlangte. Die Stadt hat zur Erinnerung an die nun versandete Quelle einen Brunnen am Badestrand errichten lassen.
Das Rathaus wurde vom Reeder Klinck erbaut, einem der damals reichsten Männer der Stadt. Später erwarb der Kommerzienrat Hübsch das Haus. Er ließ ein Stockwerk und den markanten Turm des Hinterhauses abreißen, weil es ihm zu hoch erschien. Nach dem Tode von Matthias Hübsch überließ seine Witwe das Haus der Stadt Arnis mit der Auflage, dass diese für die Pflege der Hübsch´schen Gräber aufkomme. So wurde das „Klinckenhaus“ 1934 das Rathaus von Arnis. Es beherbergt neben den Diensträumen des Bürgermeisters und dem Sitzungssaal (in dem im Sommer vielfältige Ausstellungen zu sehen sind) auch mehrere Wohnungen in den oberen Etagen und im Hinterhaus.
Die Schifferkirche von 1673 ist das älteste Bauwerk von Arnis. Zunächst war sie als Backsteinbau geplant, doch ein nach Gotland um Baumaterial entsandtes Schiff ging unter. So wurde die Kirche mit Fachwerk errichtet.
Das Datum steht noch über der Nordertür, denn diese Seite ist noch als ursprüngliche Fachwerkmauer erhalten. Das Ostende, die Südwand und die Westwand wurden schon im Jahre 1733 mit gelben Backsteinen erneuert. 1825 wurde der baufällige hölzerne Glockenturm ganz neu aufgebaut. Eine Besonderheit ist die Kanzel, die der Sage nach aus einer untergegangenen Kirche im Nordseegebiet stammen soll. Sie ist von 1573 und somit 100 Jahre älter als die Schifferkirche. Sie stammt tatsächlich mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Region zwischen Hadersleben und Eckernförde.
Sehenswert sind auch die prachtvollen Votivschiffe aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die unter der Decke der Kirche hängen. Sie wurden von Arnisser Seefahrern als Dank für die glückliche Heimkehr gestiftet. Das schönste unter ihnen, die “Ansul Arnis” wird heute im Landesmuseum Schleswig gezeigt.
Das Gemälde „Die Kreuzaufrichtung“ ist der einzige noch vorhandene Gegenstand aus dem Besitz eines Arnissers aus der Gründungszeit. Es wurde 1693 vom Arnisser Andreas Odefeyd gestiftet.
Die Mühle: Ursprünglich stand auf dem Grundstück Lange Strasse 52 eine Mühle. 1786 wurde sie in Rendsburg gekauft, nach Arnis gebracht und dort wieder aufgestellt. Es handelte sich um eine „Galerie-Holländer-Mühle“, wie sie im Umland noch zu finden sind. Ein Kanal reichte bis an das Mühlengebäude heran, so dass Korn auch auf dem Wasserwege angeliefert und Mehl und Schrot abgeholt werden konnte. Im Laufe der Jahre wurde die Mühle um Stall- und Speichergebäude erweitert. Leider musste sie 1966 wegen Baufälligkeit abgerissen werden.
Nur das ehemalige Speichergebäude mit dem kleinen hölzernen Kranhaus ist noch erhalten, es wurde zu einer Ferienwohnanlage umgestaltet.
Literatur
W. Luth: Arnis, kleine Stadt mit großer Vergangenheit, 1977
Ders.: Kleines Arnisser Bilderbuch, 1983
300 Jahre Arnis – 1667-1967, 1967
K. Müller: Die Schlei – Tochter der Ostsee, Artikel „Bad Arnis – die Perle der Schlei“, 1965, S. 68 ff,
G. Thomsen: Aus der Geschichte der Stadt Arnis, Jahrbuch des Heimatbundes Angeln 8, 1937, S. 5 ff
C. von Carnap-Bornheim u. M. Segschneider, Hrsg.: Die Schleiregion – Land-Wasser-Geschichte, 2007, S. 193 ff
L. Wiese: Gruß aus Arnis, 2000
J. Bracker: „Vorwärts mit Gott“ – Ein Schiffsjournal für den Schoner „Vorwärts“ aus Arnis an der Schlei, Die Heimat 101. Jg., 1994, S. 172 ff
Nicolaus Schmidt, Arnis 1667-2017 – Deutschlands kleinste Stadt, 2017
L. Wiese und B. Wollert: Arnisser Geschichten / In unser Herz geschrieben, 2017
Artikel über Arnis: Wikipedia »